Dieser Beitrag führt uns etwas weg von reinen Reisetipps – hat aber nicht minder mit uns und unseren Reisen zu tun, denn wir alle tragen Verantwortung.

Viele haben zwar ein klares Gefühl zu dieser Fragestellung, können mit den teils sperrigen Begriffen, „CSR“ und „Nachhaltigkeit“ nicht viel anfangen. So ging es mir, zumindest bevor ich mich als CSR Beauftragter intensiver mit der Fragestellung befasste. Ich möchte daher in diesem ersten Beitrag mit einer Einordnung der Begriffe starten und einen Überblick zum Stand der CSR in der politischen Landschaft geben.

So geht es heute um folgende Fragen:

  • Was versteht man überhaupt unter „Nachhaltigkeit“?
  • Für was steht die Abkürzung CSR?
  • CSR im internationalen Umfeld – Was ist der UN Global Compact?
  • Wie geht die EU mit dem Thema CSR um?
  • Welche Relevanz hat CSR in der Bundespolitik?

Seit 2010 sind wir als Reiseveranstalter CSR-zertifiziert und machen regelmäßig eine Re-Zertifizierung. Anlässlich des derzeitig stattfindenden Re-Zertifizierungsprozesses wollen wir uns des Themas annehmen und die Hintergründe, den Prozess, die dahinter stehenden Organisationen beleuchten und über unsere Erfahrungen berichten. In einer mehrteiligen Beitragsserie werden wir uns mit verschiedenen Fragestellungen auseinandersetzen.

(das große Logo rechts ist das aktuelle Logo)

Was versteht man überhaupt unter „Nachhaltigkeit“?

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde, doch was versteht man überhaupt darunter? Ursprünglich wurde Nachhaltig vollkommen wertneutral mit „längere Zeit anhaltender Wirkung“ übersetzt. So wurde der Begriff während meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums für Investitionen benutzt, deren Wirkung nicht kurzfristig verpufft, wie eine einmalige Werbemaßnahme, sondern die sich mehrere Jahre lang spüren lässt und Gewinne abwirft.

Die in Zyklen von Generationen denkende Forstwirtschaft hat die Bedeutung des Begriffs etwas konkreter definiert. Hier bedeutet nachhaltiges Wirtschaften, nicht mehr Holz zu schlagen, als jeweils nachwachsen kann. Da Bäume 40 bis mehrere hundert Jahre wachsen, bevor sie gefällt werden, haben Forstleute eine besonders große Verantwortung gegenüber den ihnen nachfolgenden Generationen von Waldbesitzern.

So hat die heute übliche, umfassendere Bezeichnung und Denkweise das Prinzip aus der Forstwirtschaft auf die gesamte Umwelt ausgedehnt. Die Idee von Nachhaltigkeit wäre demnach, nicht mehr Ressourcen zu verbrauchen, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden können.

Für was steht die Abkürzung CSR?

Die Abkürzung CSR steht für Corporate Social Responsibility und ist der international gängige Begriff für das, was die meisten Menschen hierzulande unter Nachhaltigkeit im Sinne von freiwilliger, unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung verstehen.  Die oft auch als Unternehmerische Sozialverantwortung bezeichnete CSR, umschreibt den freiwilligen Beitrag von Wirtschaftsunternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Etwas problematisch ist bei dieser Definition allerdings, die „Freiwilligkeit“ bereits in der Definition zu verankern. Obwohl die derzeitigen Ansätze auf einen freiwilligen Ansatz setzen, so ließen sich doch auch höhere soziale und ökologische Standards verpflichtend einführen.

CSR im internationalen Umfeld – Was ist der UN Global Compact?

Von engagierten, altruistischen Aktivisten und NGO´s (nicht Regierungsorganisationen) ins Rampenlicht gehoben, ist das Thema mittlerweile längst in der Politik, aber auch im Marketing und als Geschäftsbestandteil kommerziell interessierten Unternehmen angekommen.

So hat die UN (Vereinten Nationen), initiiert vom damaligen UN Generalsekretär Kofi Annan, im Jahre 1999 in Davos, eine Initiative gestartet, um der Globalisierung etwas „CSR-Gedankengut“ einzuhauchen. Der so entstandene UN Global Compact ist eine Art „Vertrag“ zwischen Unternehmen (sowie Verbänden, staatlichen Einrichtungen, etc.) und der UNO mit dem Ziel, die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Auf freiwilliger Basis verpflichten sich beteiligte Unternehmen zur Umsetzung internationaler Rechtsnormen, basierend auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, den ILO-Kernarbeitsnormen sowie der Agenda 21 zu einem Beitrag zu nachhaltigem Wachstum und zu vorbildlichem Handeln. Laut dieser Selbstverpflichtung müssen insgesamt zehn Grundprinzipien im Bereich der Menschenrechte, Arbeitsrechte und Umweltstandards beachtet werden.

Der Initiative sind weltweit etwa 13.000 Unternehmen beigetreten, davon etwa 470 aus Deutschland.

Der UN Global Compact ist somit quantitativ die bedeutendste Initiative im Bereich CSR. Qualitativ ist es jedoch nur ein Grundkonsens von Minimalstandards, der meines Erachtens eigentlich selbstverständlich sein sollte. In den meisten Ländern gehören diese Standards ohnehin zum nationalen Recht. Die Einhaltung der Kriterien ist zudem freiwillig und beinhaltet keinerlei Sanktionen bei deren Verletzung.

Wie geht die EU mit dem Thema CSR um?

Innerhalb der Europäischen Union (EU) gäbe es eigentlich gute Möglichkeiten, das Thema CSR als Handlungsnorm für Unternehmen und staatliche Organisationen verbindlicher zu verankern. Es gibt neben engagierten Förderern dieser Idee allerdings noch mehr einflussreiche Akteure, die dies bisher zu verhindern wissen. So arbeitet die EU-Kommission noch an der Weiterentwicklung ihrer CSR-Strategie, mit dem Ziel, weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

An zwei Stellen ist die EU allerdings im Thema CSR Fortschritte gemacht:

Mit der „Richtlinie zur Offenlegung nicht-finanzieller Informationen“, oft als CSR-Richtlinie bezeichnet, werden große Unternehmen angehalten, über die Auswirkungen ihres Handelns in Bezug auf die Umwelt und soziale Aspekte regelmäßig zu berichten. Damit werden größere Kapitalgesellschaften gebeten, ihre vorhandene Publikationspflicht gegenüber Anlegern um diese weichen Faktoren zu erweitern. Dies betrifft in der EU allerdings nur etwa 6.000 Unternehmen, die von größerem öffentlichem Interesse sind.

Einen direkten Einfluss auf das Handeln von Unternehmen hat die EU durch die Vergaberichtlinien für öffentliche Aufträge. Hier wird festgeschrieben, welche Kriterien Unternehmen erfüllen müssen, um über Ausschreibungen an staatlich vergebene Aufträge zu kommen. Dies ist ein recht komplizierter Prozess, der je nach Auftragsgröße EU und nationales Recht berührt. Vereinfacht gesagt sind CSR Kriterien auf dieser Ebene nicht vorgeschrieben, können aber vom jeweiligen Auftraggeber in die Ausschreibung mit aufgenommen werden, so dass diese dann bei der Auswahl des Zuschlags berücksichtigt werden.

Welche Relevanz hat CSR in der Bundespolitik?

Die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards, kann für Unternehmen ihre Produkte teurer machen und sie daher international weniger wettbewerbsfähig. Kosten, die durch die Nichteinhaltung dieser Standards verursacht werden, z.B. Umweltkosten, werden üblicherweise nicht von den verursachenden Unternehmen getragen.

Die Bundesregierung, der das Wohl der deutschen Exportwirtschaft sehr nahe liegt, ist daher bedacht, keinesfalls Wettbewerbsnachteile entstehen zu lassen.

Hauptaugenwerk liegt daher im Engagement auf der internationalen Bühne, wobei Deutschland hier auch nicht gerade das forscheste Land ist.

Innerhalb Deutschlands wird das Thema CSR eher vorsichtig angegangen. Beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales, als federführendes Ressort, ist das „Nationale CSR-Forum“ versammelt. Hauptziel dieses Forums ist es, die CSR-Strategie der Bundesregierung weiterzuentwickeln.

Wie geht es weiter?

Dies war zunächst ein erster Überblick zum Thema. Was machen wir bei biss Aktivreisen eigentlich im Bereich Nachhaltigkeit? Was sind unsere Ansprüche, wie wirkt sich das auf unseren Alltag und unsere Reisen aus? Wie sieht die CSR-Zertifizierung aus, die wir gerade aktualisieren? Wo sehen wir Dinge vielleicht kritisch?

Um diese Themen wird es in dieser Reihe in den nächsten Wochen / Monaten immer mal wieder gehen.

Bitte schreibt uns Kommentare was ihr davon haltet und was euch interessiert. Vielleicht stimmt ihr auch mit meiner Zusammenfassung und Einschätzung nicht ganz überein oder habt Ergänzungen.

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