Stiefel, Punkte, Zacken, Kästchen oder Zahlen – fast alle Veranstalter von Aktivreisen bieten auf ihrer Webseite oder im Katalog eine einfache Orientierung zum Schwierigkeitsgrad ihrer Reisen an. Diese sehen von Veranstalter zu Veranstalter etwas unterschiedlich aus. Doch was sagen Stiefel, Punkte, usw. eigentlich wirklich aus? Wie vergleiche ich die Bewertungssysteme der verschiedenen Anbieter? Worauf muss ich als Kunde achten? Wie gehe ich vor, um eine Reise richtig einschätzen zu können?
In diesem Beitrag kann man lesen, was hinter Bewertungssystemen steckt und wie man den Schwierigkeitsgrad einer Reise sicher richtig einschätzen kann.
Über was geben die Bewertungssysteme mit Punkten, Stiefeln, etc. überhaupt Auskunft?
Um das Einordnen einer Reise auf den ersten Blick zu ermöglichen, werden unterschiedliche Kriterien herangezogen. Normalerweise fließen zwei Grundkategorien in die Bewertung ein: Die Ausdauer und die technische Schwierigkeit. Diese werden je nach Aktivität in unterschiedlichen Werten angegeben. Die Anforderung an die Ausdauer kann zudem an durchschnittlichen oder maximal Belastungen festgemacht werden. Beim Wandern geben wir, von biss Aktivreisen, hierfür eine durchschnittliche Wanderdauer und einen maximal zu überwindenden Höhenunterschied an.
Bei Radreisen kann bei biss der Reiseinteressent die Anforderung an seine Ausdauer hingegen über die Distanz in Kilometern und die durchfahrene Landschaftsform einschätzen. Bei unseren Reiterreisen sind die Angaben wiederum in Reitstunden.
Die Ansprüche an Reisende hinsichtlich ihrer „technischen Fähigkeiten“ für Wanderreisen, Trekkingreisen und Reiterreisen werden bei biss durch die Beschaffenheit des Geländes angegeben. Zusätzlich kommen Anforderungen zu Trittsicherheit und Schwindelfreiheit bei schwierigeren Touren. Andere Veranstalter wie z.B. Hauser gibt für schwierige Trekkingtouren genau Angaben, welche Techniken beherrscht werde müssen. Wikinger gibt zusätzlich an, wie fit man sein sollte, ohne dies näher zu erläutern.
Da wir bei unseren Radtouren normalerweise auf Straßen oder zumindest Wegen bleiben, gibt es keine speziellen technischen Anforderungen oder technische Schwierigkeiten. Bei Veranstaltern die Mountainbiketouren in schwierigem Gelände unternehmen, fließt auch die technische Schwierigkeit ins Punktesystem ein.
Wieso sind Technik und Ausdauer mit einem Punkt zusammengefasst?
Ausdauerfähigkeit und „technisches Vermögen“ einer Person muss keinesfalls in den gleichen Schwierigkeitsgrad fallen. Begibt sich ein gut trainierter Sportler aus dem Flachland ins Gebirge, so müsste er/sie sich technisch einfache Wanderung mit langen Gehzeiten raussuchen. Solche Reisen gibt es, aber sie passen schlecht ins Raster. Beide Anforderungen in ein Bewertungssystem zu stecken, ist daher problematisch aber macht es aber übersichtlicher und schneller erfassbar.
TIPP: Hier hilft nur der genauere Blick in die Reise.
Wie werden Reisen eingeordnet?
Die Einordnung von ganz unterschiedlichen Reisen in ein einheitliches Bewertungssystem von Schwierigkeitsgraden ist nicht ganz einfach. Alle Reisen werden nach den Gegebenheiten vor Ort konzipiert. So kann der Weg auf den Vulkan länger sein, als man sich wünscht und so die Durchschnittswanderzeit deutlich überschreiten. Auch liegen Unterkünfte auf Radtouren selten exakt im gewünschten 60 km Abstand. Es kann daher immer möglich sein, dass angebende Zeiten oder Km überschritten werden. Während einer Tour können sich aus verschiedenen Gründen Abweichungen der Route ergeben, die auch die Tour verlängern oder verkürzen.
TIPP: Immer etwas Reserve Power einplanen!
Wie viel Stunden geht die Gruppe wirklich?
Ein wichtiger Indikator der Einordnung in das System ist die Dauer der Aktivität. Oft weicht die Wanderdauer für die gleiche Strecke von Gruppe zu Gruppe erheblich von einander ab, denn normalerweise bestimmt das langsamste Mitglied das Tempo der gesamten Gruppe. Es muss nicht die körperliche Ausdauer sein, die das Tempo bremst. Manche wollen gute Fotos machen und suchen länger passende Motive und Lichtverhältnisse. Auch hat das Wetter, interessante Begegnungen unterwegs oder auch kleine Pannen führen schnell zu erheblich längeren Zeiten, als geplant.
Die Angaben der Reiseveranstalter beziehen sich daher auf Durchschnittswerte. Im Vorfeld einer Reise kann man sich zwar daran orientieren, aber auf der Reise zeigt sich schnell ob eine Gruppe eher schnell oder langsam unterwegs ist. Den Vergleich kennt der Reiseleiter.
Wie ist die Vergleichbarkeit der Bewertungssysteme unterschiedlicher Reiseveranstalter?
Jeder Veranstalter hat sein eigenes Bewertungssystem. Es gibt keine übergeordnete Normierung. Die Systeme hängen meist von der Bandbreite des jeweils angebotenen Schwierigkeitsspektrums der Reisen ab. So wandern die Wikinger mit einem Stiefel 3-4 Stunden, bei Schulz Aktivreisen gibt für ein Kästchen an die „Tour sei für jedermann machbar“ und bei Diamir ist mit einem Zacken „die Tour ohne größere körperliche Anstrengungen machbar“. Bei uns sind Reisen mit einem “biss-Punkt” „einfach“ und beim Wandern liegen die Gehzeiten in der Regel nicht über als 2-3 Std. täglich, bei meist geringen Höhenunterschieden. Doch ein weiterer wichtiger Unterschied besteht zwischen den Anbietern.
Nutzt der Veranstalter Durchschnittszeiten oder maximale Gehzeiten oder gar keine?
Auch hier gehen die Veranstalter unterschiedliche Wege. Manche Veranstalter, wie z.B. Hauser und Diamir geben maximale Gehzeiten an. Diese werden dann aber an den meisten Tagen nicht erreicht, so dass der Durchschnitt oft deutlich darunter bleibt. Wikinger Reisen und biss Aktivreisen hingegen arbeitet mit Durchschnittswerten, die auch mal etwas überschritten werden. Es ist aber nicht mit extremen Ausreißern zu rechnen. Andere Veranstalter, wie Schulz Aktivreisen bleibt ganz vage und geben nur an ob man eine gute oder sehr gute Kondition für die Reise benötigt.
TIPP Es ist wichtig sich bei den jeweiligen Veranstaltern die genaue Einordnung der Schwierigkeit anzusehen
Wie gehe ich am besten vor um den Schwierigkeitsgrad einer Reise richtig einzuschätzen?
Aufgrund der aufgezeigten Schwierigkeiten empfiehlt sich stufenweise
“vom Groben ins Feine” Vorzugehen. Ist man schon öfters mit dem Reiseveranstalter gefahren, lässt sich das Verfahren natürlich abkürzen.
Vier Stufen zur richtigen Einschätzung der Schwierigkeit einer Reise
- Wie ist die jeweilige Reise eingeordnet?
Das zugrunde liegende Bewertungssystem der Reiseveranstalter näher ansehen.
Welche Anforderungen im Einzelnen gibt es?
Wird mit Durchschnitts- oder Maximalangaben gearbeitet? - Zu jeder Reise gibt es bei uns und den meisten Veranstaltern eine Charakteristik. Hier ist Stichwortartig Relevantes zur Reise inkl . Angaben zur dem Anforderungen aufgelistet sind. So erfährt man noch etwas genauer wie schwierig die Reise wird
- Den genauen Reiseverlauf ansehen. Bei vielen Reiseveranstaltern ist normalerweise jeder Tag noch einmal genau beschrieben und am Ende die Anforderungen an den Tag angegeben.
- Wenn ich immer noch Zweifel habe, einfach mal beim Veranstalter anrufen und mit einem kompetenten Mitarbeiter reden.
Wenn man diese Vorgehensweise berücksichtigt, und seine eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse kennt, kann eigentlich an dieser Stelle nichts mehr schief gehen.