Was hat dieses Thema mit unserer Sicht auf die Welt und unseren Reisen zu tun?

Dieser spezielle Dokumentarfilm, den es noch länger in der ARD Mediathek zu sehen gibt, beleuchtet die Arbeit eines Menschenkundlers aus Kamerun. Sein Spezialgebiet: Die Rolle von Haushunden in Deutschland. Der Film ist nicht nur witzig, sondern regt auch zum Nachdenken an.
Was sagt das über unsere Sicht auf die Welt aus?
Was hat das mit unseren Reisen und unseren Erwartungen zu tun?

Ein Spiegel der besonderen Art?

Nun – der Film hält uns auf verschiedenen Ebenen einen Spiegel vor unsere Vorurteile und Klischees und regt zum Weiterdenken an.
Zunächst würden sicher nicht viele von uns Forschungsanstrengungen in Zentralafrika auf diesem Gebiet vermuten. Somit ist schon dieser Fakt ein Buch mit Vorurteilen im Sinne von: „Haben die keine anderen Probleme?“
In außereuropäischen Augen muten die beschriebenen Praktiken rund um unsere vierbeinigen Freunde kaum seltsamer an, als Beschreibungen der ersten Europäer aus Afrika. Das übermäßige Verhätscheln von Hunden ist in vielen Gegenden der Welt vollkommen unbekannt und trifft nur auf Unverständnis. So kann solch ein Film durchaus helfen, die eigenen Werte und Maßstäbe zu relativieren. So müssen wir in unseren Reiseländern andere Werte zur Kenntnis nehmen und als real akzeptieren. Auf unseren Reisen treffen wir öfters auf genau dieses beschriebene Problem, des kulturell unterschiedlichen Umgangs mit

Pferden auf unseren Reitreisen?!

Besonders zum tragen kommt das natürlich auf unseren Reiterreisen, denn hier sind unsere deutschen, österreichischen oder und Schweizer Reiter/innen länger mit einheimischen Pferdebetreuern aus Georgien oder der Mongolei zusammen. Dort sind oft andere Umgangsformen mit den Pferden üblich.
Gelegentlich haben die Betreuer einen raueren Umgang mit ihren Tieren, als ihn „unsere Reiter“ aus ihren Ställen gewöhnt sind. Dies ist jedoch nur zu einem geringeren Teil auf Landessitten zurückzuführen. Bei genauerem Hinsehen liegen Unterschiede noch in ganz anderen Bereichen. So gibt es einen Land-Stadt unterschied auch in Deutschland. Menschen, die in ihre tägliche Arbeitszeit Geld mit Tieren verdienen, haben meist einen pragmatischen Ansatz und weniger Zeit die Tiere zu verwöhnen, als wenn das Pferd ein Hobby ist. Letztlich hängt es aber von den einzelnen Menschen ab. Hier gibt es im Umgang mit Tieren in unseren Reiseländern eine ähnlich große Bandbreite wie bei uns.

In der Praxis gibt es tatsächlich nur sehr selten auf unseren Touren Unstimmigkeiten in diesem Punkt, denn unsere Partner vor Ort haben sich den Erwartungen ihrer Gäste angepasst.

Ein Zerrbild von Deutschland?

Es gibt jedoch noch einen weiteren, zentralen Aspekt, der diese Reportage interessant macht. Hier wird, meines Erachtens, ein Bild von Deutschland oder besser gesagt ein Ausschnitt der Realität aus Deutschland gezeigt, der mit dem Leben der Mehrzahl der Deutschen gar nicht so viel zu tun hat. Schaut nun ein Afrikaner, der unser Land nicht gut kennt, diese Reportage oder eine vergleichbare erhält er/sie nicht ein vollkommen verzerrtes Bild von Deutschland? Ja, ganz genau! Es ist zwar wahr und Realität, was in der Dokumentation gezeigt wird, aber eben nur ein kleiner Ausschnitt dieser. Aber was ist mit den vielen Reportagen, die wir über die Welt sehen?

Sind die Kinder, die sich in Afrika unterernährt auf Müllhalden von den Resten der Gesellschaft ernähren, Realität? Ja, aber eben auch nur ein kleiner Ausschnitt. Auch dort gibt es eine Mittelschicht und einige sehr reiche Menschen mit ganz anderen Sorgen.

Und auch Sibirien besteht nicht nur aus Babuschkas, die frierend hinter ihrer Einfachverglasung das letzte Stück Brot kauen, das sie sich von ihrer mageren Rente leisten konnten.

So werden in den meisten Reportagen – journalistisch interessant aufbereitet – immer wieder Klischees bedient, und sie werden natürlich nie der Vielfalt und der Normalität der Reiseländer gerecht.

Wenn wir in unsere Reiseländer fahren, begegnen wir aber genau dieser Normalität und stellen fest, dass die Menschen vielfältig sind wie bei uns und sich letztlich gar nicht so stark unterscheiden.

Hier nun der für einen Reiseveranstalter für Asien und Osteuropa etwas untypische Link zum Filmtipp in der ARD Mediathek:

Der Film ist leider nicht mehr verfügbar.

4 Kommentare

  1. wollte mir jetzt den Film über die Hunde in Deutschland ansehen, finde ihn aber nicht in der Mediathek. Der Link ist nicht mehr gültig. Wie ist der genaue Titel?

    1. Leider werden die Filme bei der ARD und den anderen öffentlich-rechtlichen Sendern immer nur ein paar Monate zum Ansehen bereit gestellt. Der Link ist daher leider nicht mehr aktuell. Ich habe leider auch den genauen Titel der Sendung nicht mehr parat. VG Sascha

  2. Hallo,
    diese Dokumentation wäre für mich für eine Hausarbeit für die Universität sehr interessant. Wäre es möglich, ihn sich aus eurem Archiv auszuleihen oder zu erwerben?

  3. Vielen Dank für diesen Artikel. Der Film ist wirklich sehenswert. Die 45-Minuten NDR-Reportage heißt “Haustier Hund: Wahnsinn oder Liebe?” und ist derzeit auf youtube zu finden. Bei Ihrem Beitrag fiel mir auf, dass Sie den Namen des Anthropologen nicht nennen. Würde man das bei einem anderen Filmtipp auch so machen? Er heißt Flavien Ndonko. Bitte nicht falsch verstehen. Ich finde es super, dass Sie das Thema aufgreifen. Über Ihren Artikel habe ich den Film erneut gefunden. Als ich den Film gesehen hatte, war es für mich erschreckend/traurig, wie verblendet man in seiner eigenen “Kultursuppe” ist. Ich werde mich gleich noch auf Ihrem Blog umsehen.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.